Ich muss geahnt haben, dass sie irgendwann kommen. In heißen Sommernächten habe ich einen besonders leichten Schlaf. Jede knarrende Diele in unserem Heim lässt mich in der Nacht hochschrecken und die Ohren spitzen, egal, wie tief ich geschlummert habe. Das Summen einer mit 550 bis 600 Hertz flügelschlagenden Mücke ist für mich die reinste Folter. Selbst das hauchzarte Flattern einer verirrten Motte kann mich zuweilen um meinen wohlverdienten Schlaf bringen.
Daher war’s auch erstmal nicht verwunderlich, dass mich früh am Morgen einige seltsame Geräusche aus dem Schlaf hochschrecken ließen. Nun ja, ich war zunächst nicht sonderlich alarmiert. Irgendwas ist immer, weiß man ja. Aber diesmal klang es ungefähr so, als würde unsere verärgerte Putzfrau triefend nasse Lappen nacheinander mit Wucht auf den Dielenboden unseres Büros klatschen. Genauer gesagt, unsere ehemalige Putzfrau. Nach einigen unerfreulichen Vorfällen mussten wir sie leider gehen lassen, wie man heutzutage gern euphemistisch sagt.
Ich tat also das, was ich immer nach dem Aufwachen tue. Erstmal nichts. Ich bemühte mich, weiter zu lauschen, ruhig zu bleiben und mich allmählich zu orientieren. Wie so häufig war ich mir nicht sicher, wo genau, an welchem Ort und in welcher räumlichen Lage sich mein Körper befand. Was und wie viel hatte ich am Vorabend getrunken? Meine Augen hatten Mühe, sich an das Halbdunkel im Raum zu gewöhnen. Lichtstrahlen tasteten sich durch die Schlitze der geschlossenen Jalousien, griffen wie spinnenartige Finger nach mir.
Dann eine glockenhelle Stimme. Der Schreck fuhr mir in die müden Knochen. „Schlafmütze! Wach endlich auf! Wir haben eure Botschaft empfangen“, nahm ich wahr – gedanklich, nicht akustisch. Ich hörte nichts, denn die Stimme und die fremde Nachricht waren einfach vorhanden, als hätte man sie in mein Bewusstsein implantiert. Worte, die direkt in meinem Hirn entstanden und sich in mein innerstes Ich hineinschraubten.