Die Geschichte vom Grießbrei

An einem kalten Wintertag wollte sich ein Mann einen Grießbrei kochen. Da der Mann gerade Halsschmerzen verspürte und nach einem sinnvollen Mittel suchte, um seine Schluckbeschwerden zu lindern, erinnerte er sich an den leckeren Grießbrei, den Großmutter in seiner Kindheit manchmal für ihn zubereitet hatte. Er sehnte sich manchmal nach dieser vertrauten Süßspeise zurück, deren Duft und Geschmack in seinem Hirn unauslöschlich abgespeichert waren. Nie war es einer seiner Freundinnen später gelungen, den unnachahmlichen Geschmack von Omas Grießbrei punktgenau zu reproduzieren. Einen eigenen Versuch war es jedoch wert, dachte der Mann in einem Anflug von Sentimentalität. Könnte eigentlich nicht so schwierig sein, so einen simplen Pamps zu kochen, den selbst Großmutter hinbekommen hatte. Oma hatte auch nicht unbedingt Starkochniveau gehabt, und man muss nicht Dr. Oetker oder so heißen, um etwas Milch und Grieß zusammenzuschütten. So machte sich der Mann an die Arbeit, nachdem er die Zutaten für den Brei noch einmal in einer Online-Enzyklopädie nachgeschlagen hatte.

Doch es war wie verhext: Wie oft er es auch versuchte, der Brei wollte einfach nicht gelingen. Entweder verklumpte der Grieß, wurde zu fest, oder die Milch kochte über und brannte an. Das Ergebnis war in keinem Fall akzeptabel.

Ein zufällig anwesender Freund riet dem Mann zu mehr Ruhe und Geduld. Er solle den Grieß langsam in die Milch einrieseln lassen und mit einem Schneebesen verrühren und auf die Temperatur der Milch achten. Auf den Ratschlag seines Freundes gab der Mann nichts. Geduld war nicht seine Stärke. Zuhören gehörte ohnehin nicht zu seinen Kernkompetenzen. Er war es gewohnt, dass Untergebene ihm zuhörten. Er erteilte am liebsten Weisungen und entwarf Direktiven, Richtlinien und Verordnungen, die niedere Angestellte zu befolgen und umzusetzen hatten. Dazu kam, dass der Mann nicht viel von den Empfehlungen seines Freundes hielt. Was wusste der Naivling schon? Sein Freund hatte nicht mal was Ordentliches studiert, aß normales Fleisch aus dem Supermarkt und bevorzugte billige Bier- und Mineralwassermarken. Sogar normales Leitungswasser aus dem Hahn trank der manchmal – wie Vieh. Jemand, der Wasser aus dem Hahn trank, befand sich ja fast schon auf einer Stufe mit Halbaffen.
Der Grießbrei musste schnellstens fertig werden. Sofort. Jetzt, da er schon so weit gekommen war, gab es keine Alternative, sagte sich der Mann. Es war sowieso zu spät, etwas anderes zu kochen.
Der Mann ignorierte also die Ratschläge seines Freundes – der bald entnervt aufgab und das Weite suchte – und machte weiter wie gehabt. Er mühte sich redlich, aber vergeblich. Sein Vorrat an Milch und Grieß war alsbald vergeudet.

5 Gedanken zu “Die Geschichte vom Grießbrei

  1. DarkLord 25. Januar 2016 / 4:32

    Dieses Bild in meinem Kopf – mach es weg. Ich hätte statt zu nerven auf dem Boden gelegen vor lachen. Da empfehle ich dann doch mal, Achtung, Schleischwerbung – den Blick in des Chefkochs Küchentagebuch (http://kueche.corpus-et-amina.de/) , da stehen solche Tipps drin. Der sollte sowas ja können. Erinnert mich übrigens an meinen damaligen Küchenchef, der aus der Vanillesauce einen Pudding machte und umgekehrt, natürlich ungewollt. Aber was solls ….

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    • Max 25. Januar 2016 / 15:51

      😉
      Ich vermisse übrigens eine Suchfunktion in deinem Chefkochblog. Zu Grießbrei hast du aber noch nix geschrieben oder? 😉
      Mmm, ich bekomme aber seltsamerweise gerade wieder Appetit auf Tomatensupppe/Spaghetti mit selbst gemachter Tomatensauce… 😉

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      • DarkLord 26. Januar 2016 / 4:24

        Grießbrei habe ich bisher als „unwürdig“ betrachtet. Aber anscheinend braucht das Zeug auch mal Beachtung und ist einer Betrachtung wert 😉

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      • DarkLord 2. Februar 2016 / 17:38

        Melde gehorsamst, Herr Ober-Rührlöffel, es ist vollbracht. Der Grießbrei ist – zumindest textlich – angemacht. Hi Grießbrei.

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